Münster
20. November 2024 | Pressebeitrag

Innovative Therapien im Kampf gegen Blutkrebs

Das KMT-Zentrum feiert 25 Jahre Spitzenmedizin: Dank der Fortschritte in Wissenschaft und Forschung können die Expertinnen und Experten des UKM auch Patientinnen und Patienten wie Heinz-Bernhard Brockmann, bei dem ein aggressiver Lymphdrüsenkrebs mehrfach zurückkehrte, maßgeschneiderte Behandlungsoptionen für einen langfristigen Erfolg anbieten.

Der Weg war kein leichter, trotzdem verlor Heinz-Bernhard Brockmann nie die Hoffnung. 2018 wurde bei dem heute 68-Jährigen aus Versmold ein sogenanntes diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom diagnostiziert – eine aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs. Verschiedene Therapien brachten immer nur kurzzeitig Besserung. Insgesamt dreimal kehrte die Erkrankung zurück. „Das war eine schwierige Zeit – auch für die Familie“, blickt der Rentner zurück. 2021 erhielt er dann im Knochenmarktransplantationszentrum (KMT-Zentrum) der Medizinischen Klinik A des UKM (Universitätsklinikum Münster) eine Stammzellspende von einem Fremdspender. „Seitdem ist alles gut“, sind Heinz-Bernhard Brockmann und seine Frau Marlies erleichtert.

„Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom ist eine sehr aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs, die unbehandelt innerhalb weniger Wochen zum Tod führen kann“, erklärt Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A. Die Symptome wie schnelle Lymphknotenschwellungen, Fieber, Schweißausbrüche und Abgeschlagenheit seien eher unspezifisch und könnten auch auf andere Erkrankungen hinweisen. „Bei mir stand damals nach dem Zusammenbruch bei meinem Hausarzt zunächst der Verdacht auf eine Tropenkrankheit im Raum“, erinnert sich Brockmann an die ersten Anzeichen. „Wir waren gerade aus einem Ägypten-Urlaub zurück und ich war plötzlich innerhalb kürzester Zeit bei der Arbeit erschöpft. Ich habe so geschwitzt, dass mir das Wasser vom Kopf gelaufen ist“, erzählt der ehemalige Tankwagen-Fahrer. Mit dem Krankenwagen ging es vom Hausarzt zum Warendorfer Krankenhaus und von dort nach einigen Untersuchungen zur weiteren Behandlung ans UKM. „In Münster haben sie dann festgestellt, dass ich Lymphdrüsenkrebs habe.“

Es brauchte vier Therapieanläufe, um den aggressiven Krebs langfristig zu bekämpfen. „Wir haben mit der Standardbehandlung angefangen – einer Chemotherapie plus Antikörper“, berichtet Lenz. „In der Regel können damit 65 bis 70 Prozent der Patientinnen und Patienten geheilt werden“, so der Lymphom-Experte. Auch Brockmann ging es danach zunächst besser. Doch nach einem halben Jahr war das Lymphom wieder da. Es folgten intensivere Chemotherapien und eine sogenannte autologe Stammzelltransplantation. „Autolog heißt, dass der Patientin oder dem Patienten eigene Stammzellen entnommen und später wieder zugeführt werden, um die Blutbildung nach einer intensiven Therapie zu unterstützen“, erklärt Prof. Matthias Stelljes, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik A und Leiter des Bereichs Knochenmarktransplantation. „Diese Methode hat den Vorteil, dass keine Abstoßungsreaktionen auftreten, weil der Körper die Zellen als ,eigen‘ erkennt“, so Stelljes weiter. Doch auch diesmal war der Behandlungserfolg nicht von langer Dauer. Es schloss sich eine „CAR-T-Zell-Therapie“ an, eine innovative Behandlungsform, bei der den Erkrankten spezielle Immunzellen, sogenannte T-Zellen, entnommen und im Labor gentechnisch so verändert werden, dass sie Krebszellen erkennen und gezielt angreifen können. Als auch diese Therapie nur kurzzeitig Besserung brachte, entschieden sich die Expertinnen und Experten der Medizinischen Klinik A für eine allogene Stammzelltransplantation – also eine Fremdspende. „Ein passender Spender war schnell gefunden“, erzählt Stelljes. „Da sind wir inzwischen dank einer weltweiten Datenbank sehr gut aufgestellt!“ Endlich brachte die Behandlung den gewünschten langfristigen Erfolg: Seit 2021 sind keine bösartigen Zellen mehr nachweisbar. „Es geht mir gut. Ich kann nicht mehr alles machen, was ich früher gemacht habe“, weist Brockmann auf ein paar kleinere Einschränkungen hin. „Aber ich bin jetzt auch in einem Alter, in dem ich nicht mehr alles machen muss“, ergänzt der Rentner augenzwinkernd.

„Gerade bei Patientinnen und Patienten wie Herrn Brockmann, bei denen die Standardbehandlungen nicht greifen, stellt die exakte Planung und Durchführung der komplexen Therapien eine große Herausforderung dar“, verweist Prof. Georg Lenz auf die notwendige Expertise. Das KMT-Zentrum, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, betreibt eines der größten Stammzelltransplantations-Programme in Europa. Es werden Patientinnen und Patienten jeden Alters mit unterschiedlichen Erkrankungen des blutbildenden Systems wie Leukämien und Lymphdrüsenkrebs behandelt. „Da wir mittlerweile auch deutlich ältere und kränkere Patientinnen und Patienten erfolgreich transplantieren und heilen können, steigt die Patientenzahl kontinuierlich an“, sagt Prof. Georg Lenz. Allein in diesem Jahr werden es bis Dezember voraussichtlich über 160 allogene Transplantationen und circa 60 CAR-T-Zell-Therapien bei Erwachsenen sein. „Höhere Patientenzahlen bedeuten natürlich auch mehr Erfahrung“, ergänzt Prof. Matthias Stelljes. „Die führt wiederum zu besseren Therapieergebnissen und auch einer Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen.“

Weitere Meldungen

Essen
10.09.2025 | Pressebeitrag

Neue Bewegungstherapie: Mehr Lebensqualität für krebskranke Kinder und Jugendliche

Eine neue Bewegungstherapie soll jungen Krebspatient:innen helfen, Nebenwirkungen der Behandlung zu lindern, Muskelkraft und Lebensqualität zu verbessern. Das Projekt BEPPO kombiniert stationäre, ambulante und digitale Trainings und wird über 3,5 Jahre mit 7,4 Millionen Euro gefördert. 346 Kinder und Jugendliche nehmen an der Studie teil. Ziel der Forschenden: Sport und Bewegung als festen Bestandteil der Krebsversorgung zu etablieren. Neue Bewegungstherapie Mehr Lebensqualität für krebskranke Kinder und Ju…

Netzwerk
10.09.2025 | Pressebeitrag

Innovationsprofessuren: Millionenförderung zieht internationale Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher nach Nordrhein-Westfalen

Wissenschaftsministerium und NRW.BANK stellen neues Programm vor Nordrhein-Westfalen als größter Wissenschaftsstandort Europas zieht mit seinen mehr als 70 Hochschulen und über 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen zunehmend internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ins Land. Insbesondere die Universitäten können sich in wichtigen Zukunftsfeldern und Schlüsseltechnologien weiter profilieren, indem sie der Forschungselite ein attraktives Angebot aus Wissenschaftsfreiheit und besten Rahm…

Essen
10.09.2025 | Pressebeitrag

Rudern gegen Krebs 2025 in Essen: Noch mehr Teams, starke Beteiligung des WTZ Essen

Ein starkes Zeichen für Solidarität „Rudern gegen Krebs“ hat auch 2025 eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig es ist, durch Sport, Gemeinschaft und Engagement die Versorgung von Krebspatientinnen zu stärken. Die Regatta verbindet Patient*innen, Angehörige, Mitarbeitende der Universitätsmedizin Essen und zahlreiche Unterstützer*innen in einem gemeinsamen Ziel: Krebsbetroffene durch Bewegung nachhaltig zu stärken. Zum vierten Mal fand am 6. September 2025 die Benefizregatta „Rudern gegen Krebs“ auf dem Essener Ba…

Essen
04.09.2025 | Pressebeitrag

Krebstherapie: Neutrophile mehr als nur Ersthelfer

Forscher:innen der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) unter der Leitung von Prof. Dr. Jadwiga Jablonska haben einen vielversprechenden neuen Therapieansatz gegen Krebs entdeckt: Die gezielte Blockade des STAT3-Signalwegs in Neutrophilen könnte ein wirksamer Schlüssel zur Bekämpfung von Tumoren sein. Die aktuellen Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Signal Transduction and Targeted Therapy“ veröffentlicht. Gefördert wurde die Studie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG…

Münster
02.09.2025 | Pressebeitrag

„Die Chirurgie der Zukunft hilft schon heute“

Bei Andrea Zimmermann* wurde Gebärmutterkörperkrebs diagnostiziert. Während einer robotisch-unterstützten Operation wurden der 58-Jährigen aus Münster die Gebärmutter und die sogenannten Wächterlymphknoten entfernt. Das fortschrittliche und zugleich schonende OP-Verfahren wird im Zentrum für Robotische Chirurgie am UKM nun auch für gynäkologische Operationen genutzt – für mehr Präzision und Sicherheit. | lie Eine starke Blutung während des Karibikurlaubs ließ sie aufhorchen: Was zunächst nur ungewöhnlich er…

Essen
22.08.2025 | Pressebeitrag

Erneute Förderung für Graduiertenkolleg: Maßgeschneiderte Behandlung durch KI

[16.06.2025] Durch die Digitalisierung in der Medizin entsteht eine große Menge klinischer Daten. Das Graduiertenkolleg (GRK) „Wissens- und datenbasierte Personalisierung von Medizin am Point of Care“, kurz: WisPerMed, macht sie für Ärzt:innen in einer neuen Form nutzbar. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Programm unter der Leitung der Universität Duisburg-Essen (UDE) für weitere viereinhalb Jahre. GRK-Sprecher ist Prof. Dr. Felix Nensa vom Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin de…

Essen
22.08.2025 | Pressebeitrag

Fleur Hiege-Gedächtnispreis 2025: Würdigung für Essener Hautkrebsforscher

[08.08.2025] Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan, Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE), hat den Fleur Hiege-Gedächtnispreis 2025 erhalten. Die „Hiege-Stiftung – die Deutsche Hautkrebsstiftung“ würdigt mit ihrem Preis seine wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich des Schwarzen Hautkrebses, unter anderem die erst kürzlich erschienene Publikation „Pathogenic mitochondrial DNA mutations inhibit melanoma metastasis“. Zusammen mit Kolleg:innen zeigt er, dass bestimmte schädliche Mut…

Essen
22.08.2025 | Pressebeitrag

Universitätsallianz Ruhr: Lysosomen-Experte erhält Heisenberg-Professur

[14.07.2025] Wenn es im Körper zwickt und zwackt, versucht er, Probleme erst einmal selbst zu lösen. Etwa mit Lysosomen. Sie beseitigen alte oder beschädigte Zellen und deren Bestandteile. Prof. Dr. Dominic Winter erforscht, wie dieses „Recyclingzentrum“ funktioniert – und wie Defekte in seiner Zusammensetzung etwa bei Krebs eine Rolle spielen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Winter für seine Forschung mit einer Heisenberg-Professur ausgezeichnet. Er vertritt die Professur für ‚Onkologische Proteome…

Essen
07.08.2025 | Pressebeitrag

Autophagie in BAP1-defizienten Tumoren als Ziel: UDE-Forschungsteam entdeckt vielversprechenden Therapieansatz

Mutationen im Tumorsuppressorgen BAP1 stehen im Zusammenhang mit aggressiven und schwer zu behandelnden Krebsarten wie Aderhautmelanom und Nierenkrebs. Dr. Samuel Peña-Llopis und Dr. Silvia Vega-Rubin-de-Celis von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen/Universitätsklinikum Essen haben nicht nur eine neue Schwachstelle in aggressiven Tumoren mit BAP1-Mutationen entdeckt, sondern auch einen möglichen Behandlungsansatz mit bereits bekannten Wirkstoffen aufgezeigt. Ihre Ergebnisse wurden kürz…

Netzwerk
30.06.2025 | Pressebeitrag

„Lebenslicht“: Musik für mehr Lebensqualität – Benefizkonzert zugunsten der Palliativmedizin am UKM

Stimmungsvolle Musik, ein besonderer Anlass und ein starkes Zeichen der Solidarität: Das Benefizkonzert „Lebenslicht“ am 13. Juni 2025 in der St.-Lamberti-Kirche in Münster war nicht nur musikalisch ein voller Erfolg. | lie Rund 300 Besucher*innen folgten der Einladung des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) Münster und der Stiftung Universitätsmedizin und unterstützten mit ihren Spenden die therapiebegleitenden Angebote der Palliativmedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM), die in diesem Jahr ihr 10-jäh…

Unser Netzwerk

Im Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) kooperieren die onkologischen Zentren der Universitätsmedizin Essen und des Universitätsklinikums Münster für die Weiterentwicklung der Krebsmedizin und eine optimale Patientenversorgung.

Die landesweite strategische Vernetzung ermöglicht allen Betroffenen in der Region einen schnellen und wohnortnahen Zugang zu modernster Krebsmedizin auf höchstem Niveau.

Durch den Zusammenschluss werden zusätzliche Synergie-Effekte in den Bereichen Forschung, Lehre und Therapie sowie in Aus-, Fort- und Weiterbildung geschaffen – zum Wohle unserer Patienten.

Starke Partner im
Kampf gegen Krebs