Netzwerk
8. Juli 2024 | Pressebeitrag

Schwer zu erkennen und schwer zu behandeln“: das Hautlymphom

Symposium „Künstliche Intelligenz für eine menschliche Krebsmedizin“

Oft ist der Leidensweg der Betroffenen lang, weil die seltene Hautkrebserkrankung wie bei Rudolf Wichette erst spät erkannt wird. Dank einer Kombination innovativer Therapien geht es dem 66-Jährigen heute endlich wieder gut. | lie

Es fing mit leichten, roten Flecken im Gesicht an. „Ich habe zunächst an Neurodermitis gedacht und bin zur Hautärztin gegangen“, erinnert sich Rudolf Wichette an die Zeit vor mittlerweile gut vier Jahren, als die ersten Hautveränderungen im Gesicht auftraten. Auch die Hautärztin ging anfangs von einer chronisch entzündlichen Hauterkrankung aus. Doch als die Flecken im Gesicht des Versmolders immer größer wurden, sich entzündeten und stark schmerzten, überwies sie ihn zur Hautklinik in Bad Bentheim. Dort wurde eine Probe entnommen, die schließlich zur Diagnose führte: ein sogenanntes kutanes T-Zell-Lymphom – eine seltene Form von Hautkrebs. Nach ersten Therapien mit UV-Licht und Tabletten, die nur zeitweise Linderung brachten, kam der heute 66-Jährige zur weiteren Behandlung in das zum WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster gehörende Hauttumorzentrum am UKM (Universitätsklinikum Münster). Dank einer Ganzhautbestrahlung und einer innovativen Antikörpertherapie fühlt sich Wichette heute wieder wohl in seiner Haut.

„Die meisten Menschen denken bei Hautkrebs an das Melanom. Das kutane Lymphom – also das Hautlymphom – ist viel seltener und daher nicht so bekannt“, sagt Prof. Carsten Weishaupt, Leiter des Hauttumorzentrums. Es kommt dabei zu einer Ansammlung veränderter weißer Blutkörperchen, den Lymphozyten, in der Haut. „Diese sind eigentlich ein wichtiger Teil der körpereigenen Immunabwehr, denn sie bekämpfen eingedrungene Erreger wie zum Beispiel Bakterien und Viren. Anders als gesunde Zellen teilen und vermehren sich die entarteten Lymphozyten aber ungebremst und verursachen Lymphome. Diese Krebszellen führen zu Entzündungen der Haut, die dann ihre Schutzfunktion verliert“, so der Dermatoonkologe weiter. Weil das Hautlymphom so selten ist und die Symptome wie anhaltender, teils juckender Hautausschlag auch auf andere Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte hinweisen können, werde es häufig erst spät erkannt. „Das Hautlymphom ist schwer zu erkennen und schwer zu behandeln. Daher ist es wichtig, ein Bewusstsein für diese seltene

Krebserkrankung zu schaffen, damit sie früher diagnostiziert wird und die Betroffenen die für sie optimale Behandlung erhalten können“, betont Weishaupt. Dazu trage zum Beispiel auch die im vergangenen Jahr neu gegründete nationale Selbsthilfegruppe „Kutane Lymphome“ bei (www.hautlymphome-selbsthilfe.de).

Bei Rudolf Wichette führte eine niedrig dosierte Ganzhautbestrahlung in der Klinik für Strahlentherapie – Radioonkologie des UKM zu ersten Therapieerfolgen. „Die entzündeten Hautareale hatten sich vom Gesicht auch auf andere Körperstellen ausgebreitet“, erzählt Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Khaled Elsayad. Bei der von Klinikdirektor Prof. Hans Eich nach Münster gebrachten Spezialtechnik kann die gesamte Hautoberfläche mittels Elektronenstrahlen behandelt werden. „Da die Elektronen nur in die Haut eindringen, werden das tiefere Gewebe und die Organe vor einer Strahlenbelastung geschont“, erklärt Prof. Eich. Die Wirkung war bei Wichette deutlich sicht- und spürbar. Die roten Knoten und zum Teil schon offenen Hautstellen verschwanden. Damit der Therapieeffekt auch nach Abschluss der Bestrahlung anhält, bekommt Wichette seit November vergangenen Jahres eine innovative Antikörpertherapie mit dem Wirkstoff Brentuximab Vedotin. Er kann bei Patientinnen und Patienten eingesetzt werden, bei denen ein bestimmtes Protein – das CD30 – auf den Tumorzellen nachgewiesen wurde. „Der Wirkstoff kann mit seinem Antikörper direkt an Tumorzellen mit diesem Protein ankoppeln und dort zielgenau mit seinem Zellgift angreifen“, erläutert Prof. Weishaupt. „Dank Wissenschaft und Forschung tut sich viel bei der Behandlung des Hautlymphoms.“

Rudolf Wichette ist erleichtert, dass die Therapie so gut anschlägt: „Die Knoten und offenen Stellen im Gesicht sind endlich verschwunden. Und vor allem habe ich keine Schmerzen mehr!“ Nach dieser für ihn und seine Familie schwierigen Zeit kann der Rentner nun endlich wieder nach vorne blicken und freut sich schon darauf, wieder Modellflugzeuge zu bauen und auf seinem Lieblingsplatz in Versmold fliegen zu lassen.

Weitere Meldungen

Netzwerk
20.11.2024 | Pressebeitrag

Innovative Therapien im Kampf gegen Blutkrebs

Das KMT-Zentrum feiert 25 Jahre Spitzenmedizin: Dank der Fortschritte in Wissenschaft und Forschung können die Expertinnen und Experten des UKM auch Patientinnen und Patienten wie Heinz-Bernhard Brockmann, bei dem ein aggressiver Lymphdrüsenkrebs mehrfach zurückkehrte, maßgeschneiderte Behandlungsoptionen für einen langfristigen Erfolg anbieten. Der Weg war kein leichter, trotzdem verlor Heinz-Bernhard Brockmann nie die Hoffnung. 2018 wurde bei dem heute 68-Jährigen aus Versmold ein sogenanntes diffuses gro…

Essen
05.11.2024 | Pressebeitrag

Research Center One Health Ruhr

Die heutige Eröffnung des Research Centers One Health Ruhr durch Ministerpräsident Hendrik Wüst MdL und NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes definiert neue Maßstäbe für eine interdisziplinäre und international wettbewerbsfähige Spitzenforschung in Gesundheit, Umwelt und Gesellschaft. Der Ansatz ist neuartig: Am Research Center One Health Ruhr werden die komplexen Wechselbeziehungen zwischen menschlicher Gesundheit und Umweltgesundheit erforscht. Von den geplanten 14 Forschungsprofessuren konnten bereits…

Netzwerk
31.10.2024 | Pressebeitrag

Krebsforschung: Präzisere Tumor-Entfernung durch bildgestützte OP-Technik

Ein Essener Forschungsteam um Dr. Christopher Darr und Prof. Dr. Ken Herrmann untersucht in einer Studie, wie zuverlässig Tumoren durch eine spezielle, bildgestützte Operationstechnik entfernt werden können. In ihrem Fokus stehen urologische Tumoren, die in den Organen des Harntraktes und in männlichen Geschlechtsorganen wachsen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben der Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) bis 2027 mit 307.000 Euro. Tumore…

Netzwerk
08.10.2024 | Pressebeitrag

Vielversprechende Substanz gegen seltene Krebserkrankung auslizenziert

Rund 1.200 Menschen erhalten in Deutschland jährlich die Diagnose „Gastrointestinaler Stromatumor“, kurz GIST – eine seltene Krebsart, bei der die Tumoren in den Wänden der Verdauungsorgane entstehen und die schnell Resistenzen gegen gängige Präzisionsmedikamente entwickelt. Wissenschaftler:innen der TU Dortmund, des Westdeutschen Tumorzentrums am Universitätsklinikum Essen und des Dortmunder Max-Planck-Instituts für molekulare Physiologie haben einen vielversprechenden Wirkstoff gegen GIST identifiziert, z…

Netzwerk
08.10.2024 | Pressebeitrag

Therapiehund am Krankenbett: Hannibal und Flip ergänzen die Krebstherapie

Therapiehunde sind in der Krebstherapie für Kinder und Jugendliche eine sehr wirksame Ergänzung. Kontakt, Kuscheln und tierische Interaktion steigern das Wohlbefinden. Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen haben in einer kürzlich im „World Journal of Pediatrics“ veröffentlichten Studie die therapeutische Wirksamkeit der Besuche der Labrador Retriever Hannibal und Flip nachgewiesen. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung der Universitätsmedizin Essen. Eine Krebstherapie is…

Netzwerk
07.10.2024 | Pressebeitrag

„Ich konnte den Tumor selbst noch nicht tasten“

Brustkrebs kann erblich bedingt sein. Wegen des Verdachts auf eine entsprechende Genveränderung ließ sich Astrid Witte im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs am UKM testen. Wenn das Erkrankungsrisiko wie bei ihr deutlich erhöht ist, können sich nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Angehörigen eingehend über Möglichkeiten zur Prävention und zur intensivierten Früherkennung beraten lassen. Bei Astrid Witte wurde dank dieser engmaschigen Untersuchungen ein bösartiger Tumor zeitig erkannt.…

Netzwerk
17.09.2024 | Pressebeitrag

Rudern gegen Krebs 2024

Zum dritten Mal in Folge fand am 7. September 2024 die Benefizregatta „Rudern gegen Krebs“ auf dem Baldeneysee in Essen statt. Nach dem großartigen Erfolg der beiden Vorjahre haben sich die Ruderriege ETUF e.V., die Stiftung Leben mit Krebs und das Westdeutsche Tumorzentrum der Universitätsmedizin Essen erneut zusammengetan, um durchs Rudern Spenden für die therapiebegleitenden Sport- und Bewegungsangebote am WTZ Essen zu sammeln. Die Veranstaltung wird mittlerweile fast schon als traditionell angesehen und…

Netzwerk
02.09.2024 | Pressebeitrag

Klangvolle Unterstützung: erfolgreiches Benefizkonzert zugunsten des UKM-Brustzentrums

Musikerinnen und Musiker rund um Flötistin Annette Weßler-Enselein begeisterten beim Barock-Konzert in der St. Ludgeri-Kirche. Eingeladen hatten das WTZ Münster und die Stiftung Universitätsmedizin Münster. Mit den gesammelten Spendengeldern in Höhe von rund 3.500 Euro werden therapiebegleitende Angebote finanziert. | lie Das Benefizkonzert „WTZ goes Baroque“ zugunsten des UKM-Brustzentrums am vergangenen Sonntag in der St. Ludgeri-Kirche war ein voller Erfolg. Rund 200 Besucherinnen und Besucher folgten de…

Netzwerk
02.09.2024 | Pressebeitrag

2 Mio. Euro für Essener Krebsforscher: Auf der Suche nach Schwachstellen tödlicher Tumorzellen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Dr. Dr. Emre Kocakavuk im Zuge ihres Emmy Noether-Programms mit 2 Millionen Euro. Der Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen baut damit eine Nachwuchsgruppe auf, die nach Schwachstellen besonders gefährlicher Krebszellen sucht. Im Fokus stehen sogenannte Gliome; Das sind Tumoren im Gehirn und Rückenmark, deren aggressivste Form als unheilbar gilt. Diese entwickeln oft Therapie-Resistenzen, da sie viele genetische Mutationen aufwe…

Netzwerk
02.09.2024 | Pressebeitrag

WTZ Aktionstag 2024: Nachbericht

Am 23. August 2024 fand der dritte WTZ Aktionstag unter dem Motto „Leben mit Schmerz – Aktiv für einen besseren Alltag“ am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) der Universitätsmedizin Essen (UME) statt. Die Veranstaltung widmete sich einem zentralen Aspekt im Leben vieler Krebspatient*innen: dem Umgang mit Schmerzen, die sowohl körperliche als auch seelische Dimensionen haben können. Ziel des Aktionstages war es, Betroffenen und ihren Zugehörigen Wege aufzuzeigen, wie sie aktiv werden und ihre Lebensqualität tr…

Unser Netzwerk

Im Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) kooperieren die onkologischen Zentren der Universitätsmedizin Essen und des Universitätsklinikums Münster für die Weiterentwicklung der Krebsmedizin und eine optimale Patientenversorgung.

Die landesweite strategische Vernetzung ermöglicht allen Betroffenen in der Region einen schnellen und wohnortnahen Zugang zu modernster Krebsmedizin auf höchstem Niveau.

Durch den Zusammenschluss werden zusätzliche Synergie-Effekte in den Bereichen Forschung, Lehre und Therapie sowie in Aus-, Fort- und Weiterbildung geschaffen – zum Wohle unserer Patienten.

Starke Partner im
Kampf gegen Krebs