Innovative Therapien im Kampf gegen Blutkrebs
Das KMT-Zentrum feiert 25 Jahre Spitzenmedizin: Dank der Fortschritte in Wissenschaft und Forschung können die Expertinnen und Experten des UKM auch Patientinnen und Patienten wie Heinz-Bernhard Brockmann, bei dem ein aggressiver Lymphdrüsenkrebs mehrfach zurückkehrte, maßgeschneiderte Behandlungsoptionen für einen langfristigen Erfolg anbieten.
Der Weg war kein leichter, trotzdem verlor Heinz-Bernhard Brockmann nie die Hoffnung. 2018 wurde bei dem heute 68-Jährigen aus Versmold ein sogenanntes diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom diagnostiziert – eine aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs. Verschiedene Therapien brachten immer nur kurzzeitig Besserung. Insgesamt dreimal kehrte die Erkrankung zurück. „Das war eine schwierige Zeit – auch für die Familie“, blickt der Rentner zurück. 2021 erhielt er dann im Knochenmarktransplantationszentrum (KMT-Zentrum) der Medizinischen Klinik A des UKM (Universitätsklinikum Münster) eine Stammzellspende von einem Fremdspender. „Seitdem ist alles gut“, sind Heinz-Bernhard Brockmann und seine Frau Marlies erleichtert.
„Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom ist eine sehr aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs, die unbehandelt innerhalb weniger Wochen zum Tod führen kann“, erklärt Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A. Die Symptome wie schnelle Lymphknotenschwellungen, Fieber, Schweißausbrüche und Abgeschlagenheit seien eher unspezifisch und könnten auch auf andere Erkrankungen hinweisen. „Bei mir stand damals nach dem Zusammenbruch bei meinem Hausarzt zunächst der Verdacht auf eine Tropenkrankheit im Raum“, erinnert sich Brockmann an die ersten Anzeichen. „Wir waren gerade aus einem Ägypten-Urlaub zurück und ich war plötzlich innerhalb kürzester Zeit bei der Arbeit erschöpft. Ich habe so geschwitzt, dass mir das Wasser vom Kopf gelaufen ist“, erzählt der ehemalige Tankwagen-Fahrer. Mit dem Krankenwagen ging es vom Hausarzt zum Warendorfer Krankenhaus und von dort nach einigen Untersuchungen zur weiteren Behandlung ans UKM. „In Münster haben sie dann festgestellt, dass ich Lymphdrüsenkrebs habe.“
Es brauchte vier Therapieanläufe, um den aggressiven Krebs langfristig zu bekämpfen. „Wir haben mit der Standardbehandlung angefangen – einer Chemotherapie plus Antikörper“, berichtet Lenz. „In der Regel können damit 65 bis 70 Prozent der Patientinnen und Patienten geheilt werden“, so der Lymphom-Experte. Auch Brockmann ging es danach zunächst besser. Doch nach einem halben Jahr war das Lymphom wieder da. Es folgten intensivere Chemotherapien und eine sogenannte autologe Stammzelltransplantation. „Autolog heißt, dass der Patientin oder dem Patienten eigene Stammzellen entnommen und später wieder zugeführt werden, um die Blutbildung nach einer intensiven Therapie zu unterstützen“, erklärt Prof. Matthias Stelljes, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik A und Leiter des Bereichs Knochenmarktransplantation. „Diese Methode hat den Vorteil, dass keine Abstoßungsreaktionen auftreten, weil der Körper die Zellen als ,eigen‘ erkennt“, so Stelljes weiter. Doch auch diesmal war der Behandlungserfolg nicht von langer Dauer. Es schloss sich eine „CAR-T-Zell-Therapie“ an, eine innovative Behandlungsform, bei der den Erkrankten spezielle Immunzellen, sogenannte T-Zellen, entnommen und im Labor gentechnisch so verändert werden, dass sie Krebszellen erkennen und gezielt angreifen können. Als auch diese Therapie nur kurzzeitig Besserung brachte, entschieden sich die Expertinnen und Experten der Medizinischen Klinik A für eine allogene Stammzelltransplantation – also eine Fremdspende. „Ein passender Spender war schnell gefunden“, erzählt Stelljes. „Da sind wir inzwischen dank einer weltweiten Datenbank sehr gut aufgestellt!“ Endlich brachte die Behandlung den gewünschten langfristigen Erfolg: Seit 2021 sind keine bösartigen Zellen mehr nachweisbar. „Es geht mir gut. Ich kann nicht mehr alles machen, was ich früher gemacht habe“, weist Brockmann auf ein paar kleinere Einschränkungen hin. „Aber ich bin jetzt auch in einem Alter, in dem ich nicht mehr alles machen muss“, ergänzt der Rentner augenzwinkernd.
„Gerade bei Patientinnen und Patienten wie Herrn Brockmann, bei denen die Standardbehandlungen nicht greifen, stellt die exakte Planung und Durchführung der komplexen Therapien eine große Herausforderung dar“, verweist Prof. Georg Lenz auf die notwendige Expertise. Das KMT-Zentrum, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, betreibt eines der größten Stammzelltransplantations-Programme in Europa. Es werden Patientinnen und Patienten jeden Alters mit unterschiedlichen Erkrankungen des blutbildenden Systems wie Leukämien und Lymphdrüsenkrebs behandelt. „Da wir mittlerweile auch deutlich ältere und kränkere Patientinnen und Patienten erfolgreich transplantieren und heilen können, steigt die Patientenzahl kontinuierlich an“, sagt Prof. Georg Lenz. Allein in diesem Jahr werden es bis Dezember voraussichtlich über 160 allogene Transplantationen und circa 60 CAR-T-Zell-Therapien bei Erwachsenen sein. „Höhere Patientenzahlen bedeuten natürlich auch mehr Erfahrung“, ergänzt Prof. Matthias Stelljes. „Die führt wiederum zu besseren Therapieergebnissen und auch einer Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen.“
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