„Ich habe sehr viel Glück gehabt“:
Bispezifische Antikörper als neue Behandlungsoption gegen Krebs
Die ersten Patientinnen und Patienten am UKM profitieren von den erfolgversprechenden weltweiten Neuentwicklungen in der Krebstherapie, die einen gezielten Angriff der Krebszellen ermöglichen – auch wenn die Erkrankung wie bei Werner Isbach schon mehrfach zurückgekehrt ist. | lie
Als bei Werner Isbach 2021 eine aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, musste alles sehr schnell gehen. Die befallenen Lymphknoten im Bauchraum waren bereits stark geschwollen und drückten auf die benachbarten Organe. Er kam zu den Spezialistinnen und Spezialisten ins Lymphomzentrum des UKM (Universitätsklinikum Münster), die umgehend die Behandlung im Rahmen einer Studie einleiteten – zunächst mit Erfolg. Doch bereits wenige Monate später kehrte der Krebs zurück. Auch die folgende Therapie brachte nur zeitweise Besserung. „Diese Rückschläge waren sehr belastend“, blickt Isbach auf diese schwierige Zeit zurück. Dank einer neu zugelassenen Therapie mit dem Wirkstoff Glofitamab – einem sogenannten bispezifischen Antikörper – hat der 74-jährige Münsteraner heute wieder Hoffnung.
„Bei den bispezifischen Antikörpern handelt es sich um ein völlig neues Therapieprinzip“, sagt Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A am UKM und Präsident der German Lymphoma Alliance (GLA), der größten deutschen Studiengruppe im Bereich der Lymphome. „Im Gegensatz zu anderen Antikörpern können sie gleichzeitig zwei verschiedene Zielstrukturen erkennen“, so der Mediziner weiter: die Krebszellen und die sie bekämpfenden T-Zellen der körpereigenen Abwehr. „Die bispezifischen Antikörper docken an beide Zielstrukturen an und schaffen es so, eine direkte Verbindung zwischen ihnen herzustellen“, erklärt Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster am UKM. Durch die räumliche Nähe wird das Immunsystem stimuliert und die T-Zellen können die entarteten Zellen gezielt angreifen und zerstören.
„Wie bei jeder Krebstherapie können auch hierbei Nebenwirkungen auftreten“, sagt Dr. Evgenii Shumilov, Oberarzt in der Medizinischen Klinik A. Weil sich der Wirkstoff aber gezielt gegen die Tumorzellen und ihre ganz spezifischen Eigenschaften richtet, sei die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten bei Therapieansprechen zumeist hoch. Auch Werner Isbach verträgt die Behandlung sehr gut. Alle drei Wochen kommt der pensionierte Lehrer zum UKM und bekommt ambulant eine Infusion mit Glofitamab. Ende Februar ist nach zwölf Gaben das Therapieende geplant. „Ich habe sehr viel Glück gehabt“, ist Isbach dankbar für diese neue Behandlungsoption, die für ihn gerade zum rechten Zeitpunkt kam.
„Der Fortschritt in der Onkologie ist weiter rasant“, verweist Annalen Bleckmann auf die immer präziser werdenden Diagnosen und die Entwicklung passgenauer Therapieansätze. „Dabei spielen die klinischen Studien eine zentrale Rolle“, ergänzt Georg Lenz. „Nationale und internationale Studien helfen, die Behandlungsmöglichkeiten und damit die Heilungschancen stetig zu verbessern. Das ist ein dynamisches Feld!“
Foto (UKM/ Heine): Neue Hoffnung dank innovativer Wirkstoffe: Werner Isbach mit Dr. Evgenii Shumilov und Prof. Georg Lenz (v.l.).
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