Moderne Pankreaschirurgie: Risiken minimieren und Chancen verbessern
Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die chirurgische Entfernung des bösartigen Gewebes ein wichtiger Therapiebaustein. Werden wie bei dem 64-jährigen Hubert Wilger zystische Tumoren, also eine Krebsvorstufe, entdeckt, gilt es abzuwägen, ob und wenn ja wann eine Operation erfolgen sollte. „Es geht darum, die Risiken zu minimieren – sowohl mit Blick auf die mögliche Entstehung einer hochaggressiven Krebserkrankung als auch auf die komplexe Pankreaschirurgie selbst“, sagt Dr. Benjamin Strücker, Koordinator des UKM-Pankreaszentrums. | lie
Die Schmerzen kamen kolikartig. Hubert Wilger verbrachte gerade den Urlaub gemeinsam mit seiner Frau in Garmisch-Partenkirchen, als die heftigen Bauchkrämpfe ihn überraschten. „Sowas kannte ich bis dahin gar nicht“, erzählt der 64 Jahre alte Kaufmann aus Borken. Untersuchungen zeigten, dass die Ursache eine sogenannte IPMN (intraduktale papillär-muzinöse Neoplasie) war. Es hatten sich zystische Tumoren an seiner Bauchspeicheldrüse gebildet. Das war im Sommer vergangenen Jahres. „Die Schmerzen waren direkt wieder weg und ich wollte erstmal gar nicht so genau wissen, was das für mich bedeutet“, zögerte Wilger zunächst, kam dann aber auf Drängen seiner Familie für die weitere Behandlung zu den Spezialistinnen und Spezialisten ins UKM-Pankreaszentrum des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster.
„Es handelt sich bei diesen zystischen Tumoren um eine Krebsvorstufe“, erklärt Dr. Benjamin Strücker, Koordinator des Pankreaszentrums und Leitender Oberarzt der Chirurgischen Klinik am UKM (Universitätsklinikum Münster). „Nicht alle Zysten des Pankreas, also der Bauchspeicheldrüse, müssen operiert werden“, so der Mediziner weiter. Oft genüge es, in regelmäßigen Abständen bildgebende Untersuchungen zur Kontrolle durchzuführen. Bei einigen Betroffenen kann es aber auch zur Entartung und damit der Entstehung von Pankreaskrebs kommen. „Diese Krebsart streut sehr schnell und kommt häufig auch trotz OP wieder“, ergänzt Strückers Kollege Dr. Andreas Andreou. Daher sei es bei Vorstufen besonders wichtig, alle diagnostischen Möglichkeiten auszuschöpfen und die Ergebnisse in einem erfahrenen Team fachübergreifend zu diskutieren, um das individuelle Risiko möglichst genau einschätzen zu können. „Auch die hochkomplexen Pankreas-OPs haben schließlich ein Komplikationsrisiko“, so der Chirurg.
Bei Hubert Wilger entfernten Strücker und sein OP-Team schließlich im Januar dieses Jahres mithilfe eines innovativen robotisch-assistierten Verfahrens den Pankreaskopf – und damit den zystischen Tumor, der sich bösartig zu verändern drohte. „Die Ergebnisse der Pankreaschirurgie können dank moderner, schonender OP-Techniken und standardisierter Behandlungspfade in spezialisierten Zentren deutlich verbessert werden“, sind sich Strücker und Andreou einig. Mit einem erfolgreichen Eingriff allein sei es aber nicht getan. Für einen langfristigen Behandlungserfolg komme es auch auf eine gute Aufklärung und ganzheitliche Betreuung sowohl vor der OP an als auch in der Zeit danach.
„Ich hatte viel Glück, dass ich hierhergekommen bin“, ist Hubert Wilger erleichtert, dass er alles gut überstanden hat. „Meine Frau und ich freuen uns, dass wir uns haben und dass es uns gut geht!“
Weitere Meldungen
Unser Netzwerk
Im Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) kooperieren die onkologischen Zentren der Universitätsmedizin Essen und des Universitätsklinikums Münster für die Weiterentwicklung der Krebsmedizin und eine optimale Patientenversorgung.
Die landesweite strategische Vernetzung ermöglicht allen Betroffenen in der Region einen schnellen und wohnortnahen Zugang zu modernster Krebsmedizin auf höchstem Niveau.
Durch den Zusammenschluss werden zusätzliche Synergie-Effekte in den Bereichen Forschung, Lehre und Therapie sowie in Aus-, Fort- und Weiterbildung geschaffen – zum Wohle unserer Patienten.