Netzwerk
25. Oktober 2022 | Pressebeitrag

Navigationsgesteuerte Bronchoskopie: Zielgenau ansteuerbare Diagnostik bei unklaren Befunden

Wenn eine Computertomografie (CT) eine Gewebsveränderung in der Lunge zeigt, ist das zunächst einmal ein Alarmsignal. Bei Anzeichen, die für eine Krebserkrankung sprechen, muss dann abgeklärt werden, ob es sich um einen Tumor handelt. Diagnostisch ist es meist sinnvoll, die Veränderung mit der Genauigkeit eines navigationsgesteuerten Bronchoskops näher zu untersuchen. Die Navigationsbronchoskopie kommt immer da zum Einsatz, wo ein konventionelles Endoskop nicht in die Tiefe der Atemwege reicht.

Basierend auf den Zahlen des Deutschen Krebsforschungszentrums erkrankten allein im Jahr 2020 in Deutschland rund 57.500 Menschen neu an einem Bronchialkarzinom, umgangssprachlich Lungenkrebs. „Insgesamt sterben mit der Diagnose ‚Lungenkrebs‘ jedes Jahr mehr Menschen als an Brust-, Prostata- und Darmkrebs zusammen“, sagt Univ.-Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) Münster am UKM (Universitätsklinikum Münster). Aus der großen Gruppe der an Lungenkrebs Erkrankten ist Sabine Korte aus Dorsten eine der Betroffenen. Die 55-Jährige war bereits wegen einer vorangegangenen Erkrankung an einem Schilddrüsenkarzinom am UKM in Behandlung, als im Sommer des vergangenen Jahres das CT beim routinemäßigen Screening neue Tumorherde, dieses Mal in der Lunge, zeigte. „Wir haben zunächst vermutet, dass es sich um Metastasen des 2020 entdeckten Schilddrüsenkrebses handeln würde“, so Bleckmann. „Doch die Biopsie ergab, dass es sich tatsächlich um einen wenig verbreiteten Subtyp des Bronchialkarzinoms handelt, ein sogenanntes Karzinoid.“ Und Univ.-Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Pneumologie, ergänzt: „Diese Tumore bleiben oft lange unentdeckt, weil sie sehr langsam wachsen. Trotzdem ist ihre Prognose verhältnismäßig gut. In den meisten Fällen reicht eine großzügige operative Entfernung ohne Chemo- und Strahlentherapie aus.“

Sabine Korte wurde von der erneuten Krebsdiagnose allerdings ziemlich aus der Bahn geworfen: „Ich habe nie geraucht, da rechnet man nicht mit Lungenkrebs“, sagt sie. „Zwar hatte ich schon seit längerer Zeit Husten und die Bildgebung zeigte schon vorher Veränderungen, doch die wurden als unauffällig bewertet. Für mich war die Nachricht daher ein regelrechter Schock.“ Weil die Krebsmediziner*innen am WTZ Standort Münster in gemeinsamen Tumorboard-Besprechungen interdisziplinär zusammenarbeiten und jeden Fall dort gemeinsam besprechen, folgte die Patientin dem Rat der Expert*innen und ließ den Tumor am UKM operieren. Um die Rückfallwahrscheinlichkeit zu minimieren, entfernte Thoraxchirurg Priv.-Doz. Karsten Wiebe den gesamten oberen linken Lungenlappen und die dazugehörigen Lymphknoten.

Drei Monate nach der OP zeigte ein PET-CT Veränderungen im übrig gebliebenen rechten Lungenflügel. „Dort wo die Stellen der Lunge im PET-CT leuchten, herrscht eine andere Stoffwechselaktivität als im umliegenden Gewebe“, erklärt Priv.-Doz. Michael Mohr. „Das kann ein Tumor sein, muss es aber nicht. Möglicherweise können auch eine Narbe oder eine Entzündung Ursache dafür sein, dass das Gewebe anders dargestellt wird.“

Eine Abklärung der Läsion ist in solchen Fällen unumgänglich. Im Fall von Sabine Korte konnte eine Navigationsbronchoskopie Licht ins Dunkel bringen. Diese hat für die Patient*innen nur Vorteile, sagt Pneumologe Mohr. „Die deutlich höhere diagnostische Sicherheit ermöglicht eine Abklärung, ohne dass wir einen erneuten operativen Eingriff durchführen müssen“. Die navigationsgesteuerte Bronchoskopie stellt damit ein modernes und effektives Verfahren dar, um unklare pulmonale Herdläsionen zu untersuchen. Gegenüber den klassischen endoskopischen Verfahren hat sie den Vorteil, dass sie in den engen Bronchialwegen Herde zielgenau ansteuern kann.

Bei Sabine Kortes erneutem Befund handelte es sich letztlich um Entzündungen und nicht um neue Tumore. Trotzdem gilt die Patientin noch nicht als vollständig geheilt. Erst fünf Jahre nach der Erstdiagnose einer Krebserkrankung kann auf weitere Kontrollen verzichtet werden. Fest steht, dass durch das engmaschige Screening wegen des bereits erkannten Schilddrüsenkrebses der Lungenkrebs rechtzeitig entdeckt wurde – insofern war die konsequente Intervention der verschiedenen für die Krebsmedizin relevanten Disziplinen am UKM sicher ein wesentlicher Baustein zur frühzeitigen Entdeckung des Bronchialkarzinoms.

Weitere Meldungen

Netzwerk
30.03.2023 | Pressebeitrag

Forscher am WTZ Essen erhält „Deutschen Krebspreis 2023“

Der Deutsche Krebspreis 2023 geht in der Kategorie „Experimentelle Forschung“ an Prof. Dr. Christian Reinhardt, Direktor der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation in der Universitätsmedizin Essen und Vize-Direktor des WTZ Essen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in den Bereichen der Genomstabilität und der Biologie von aggressiven Lymphomen. Durch seine Grundlagenforschung im Bereich der DNA-Schadensantwort (DNA Damage Response) hat er zur Verbesserung des Verständnisses von Krebserkrankungen u…

Netzwerk
02.02.2023 | Pressebeitrag

Pressemeldung MKW: Großer Erfolg für Krebsforschung in Nordrhein-Westfalen: Die Universitätsklinika Essen und Köln werden Nationales Centrum für Tumorerkrankungen

Düsseldorf, 2.2.2023. Nordrhein-Westfalen bekommt einen eigenen Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT): Das von den Universitätsklinika Essen und Köln getragene NCT West zählt künftig zu den bundesweit sechs festen NCT-Standorten, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung am Donnerstag, 2. Februar 2023, bekanntgab. Nach dem mehrjährigen Aufbau wird das NCT West künftig dauerhaft von Bund und Ländern gefördert. Wichtige Voraussetzung für den großen Erfolg war die vom Land unte…

Netzwerk
31.01.2023 | Pressebeitrag

Kinderwunsch bei Krebs – dank eisgekühlter Reserve zum Elternglück

Jana Duisen und ihr Mann Sven sind überglücklich. Trotz einer zurückliegenden Krebserkrankung der jungen Frau und der dadurch notwendigen Therapien können die beiden nun das Familienleben mit Sohn Matthis Peter genießen. Der kam vor gut einem halben Jahr auf die Welt, nachdem Jana Duisen das zuvor am UKM entnommene und tiefgefroren eingelagerte Eierstockgewebe wieder eingepflanzt bekommen hatte und sie danach auf natürlichem Wege schwanger wurde. Bundesweit wurden bisher erst rund 60 Kinder dank der neuen M…

Netzwerk
17.01.2023 | Pressebeitrag

5. Krebstag Ruhr am Uniklinikum Essen

Am Samstag (14.01.2023) informierten sich viele interessierte Besuchende beim Krebstag Ruhr, dem Krebs-Patiententag der Universitätsmedizin Essen. Der Patiententag, der vom Westdeutschen Tumorzentrum Essen (WTZ Essen), am Universitätsklinikum Essen, organisiert wurde, bot Krebskranken, ihren Begleitenden und Interessierten die Möglichkeit, sich persönlich mit Krebs-Spezialisten, Pflegefachpersonen, Vertretenden der Beratungs- und Unterstützungsangebote am WTZ Essen und Selbsthilfegruppen-Vertretenden auszut…

Netzwerk
11.01.2023 | Pressebeitrag

Benefiz-Regatta „Rudern gegen Krebs“ übergibt € 15.000,- für Krebspatient*innen des WTZ Essen

Am 18.September 2022 wurde auf dem Baldeneysee für den guten Zweck gerudert. 57 Vierer-Teams haben dabei mit ihrer Teilnahme einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Krebs geleistet. Die „Stiftung Leben mit Krebs“ konnte jetzt den Erlös in Höhe von € 15.000,- an das Westdeutsche Tumorzentrum (WTZ) der Universitätsmedizin Essen übergeben. Mit dieser Unterstützung werden Bewegungsprojekte gefördert, die die Lebensqualität von onkologischen Patientinnen und Patienten während u…

Netzwerk
05.01.2023 | Pressebeitrag

Vier UME-Forschende weltweit meist zitiert

Gleich vier Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) schaffen es in die diesjährige Liste der weltweit am meisten zitierten Wissenschaftler:innen. Mit dem „Highly Cited Researchers“-Ranking ermitteln Fachleute von „Clarivate Analytics“ regelmäßig jene Forschenden, deren Publikationen im jeweiligen Jahr unter dem ersten einen Prozent aller veröffentlichten Zitate in ihrem Fachgebiet rangieren. Vertreten ist die Universitätsmedizin Essen (UME) im Ranking 2022 durch Prof. Dr.…

Netzwerk
08.11.2022 | Pressebeitrag

Endlich wieder im Takt – Jens Hoge spielt die Posaune mit Armprothese

Ungewöhnliche Klänge aus der UKM ProTec: Auch nach seiner Armamputation spielt Hobbymusiker Jens Hoge noch immer leidenschaftlich gerne Posaune. Nach einer Tumordiagnose in seinem rechten Arm hat er dank seiner Prothese aus der UKM ProTec endlich wieder mehr Bewegungsfreiheit und kann wieder Musik spielen. Ob Bariton, Zug- oder Ventilposaune – schon seit 2006 spielt Jens Hoge diverse Instrumente. „Musik spielt eine große Rolle in meinem Leben, da es immer ein Hobby war, das ich betrieben habe“. Doch bereits…

Netzwerk
27.10.2022 | Pressebeitrag

UKM wird Hospitationsstätte für robotische Chirurgie

Interaktive Schulungen, Videos und Simulations-Operationen gehören zum Standard-Repertoire der Aus- und Weiterbildung in der Roboter-assistierten Chirurgie, eine Live-OP im Saal ersetzen sie jedoch nicht. Das gilt vor allem bei sehr komplexen Eingriffen wie der Speiseröhrenentfernung, wofür das UKM nun offiziell Exzellenz- und Hospitationszentrum ist und damit Kolleginnen und Kollegen anderer Kliniken und Zentren die Möglichkeit bietet, an der mehrstündigen Operation teilzunehmen. Das Ziel: Die Expertise in…

Netzwerk
14.10.2022 | Pressebeitrag

Familiendiagnose Krebs: wenn mein Kind mitleidet

„Mama, musst du jetzt sterben?“ Diese Frage auszusprechen, fällt nicht leicht. Eine ehrliche und zugleich altersgerechte Antwort darauf zu finden, ebenso wenig. „Die Krebserkrankung eines Elternteils stellt für viele Familien eine enorme Belastung dar. Es ist wichtig, offen über die damit verbundenen Ängste und Sorgen zu reden“, sagt Prof. Georg Romer, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKM (Universitätsklinikum Münster). Doch entsprechende Gesprächsangebote gibt es zumeist nur für Erw…

Netzwerk
25.08.2022 | Pressebeitrag

Krebstag Westfalen: informieren, austauschen, mitmachen!

Sechs Stunden Programm mit mehr als 20 führenden Expertinnen und Experten des UKM – das bietet der Krebstag Westfalen, den das WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster erstmalig am Samstag, 27. August 2022, am UKM veranstaltet. Welche neuen Behandlungsmöglichkeiten gibt es in der Krebstherapie? Und welche Unterstützungsangebote können Betroffenen und ihren Familien helfen, den Alltag mit der Erkrankung wieder zu meistern? Diese und viele weitere Fragen werden in einem umfassenden Portfolio an Vorträgen sowi…

Unser Netzwerk

Im Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) kooperieren die onkologischen Zentren der Universitätsmedizin Essen und des Universitätsklinikums Münster für die Weiterentwicklung der Krebsmedizin und eine optimale Patientenversorgung.

Die landesweite strategische Vernetzung ermöglicht allen Betroffenen in der Region einen schnellen und wohnortnahen Zugang zu modernster Krebsmedizin auf höchstem Niveau.

Durch den Zusammenschluss werden zusätzliche Synergie-Effekte in den Bereichen Forschung, Lehre und Therapie sowie in Aus-, Fort- und Weiterbildung geschaffen – zum Wohle unserer Patienten.

Starke Partner im
Kampf gegen Krebs